Erst ist es Wut. Dann Traurigkeit und Verzweiflung. Und übrig bleibt all dieser Ärger. Weil es so eine Situation nicht geben sollte. Nicht geben dürfte.
Nach diesen hässlichen Geschichten aus der Neujahrsnacht in Köln, Hamburg und Stuttgart schäme ich mich ein bisschen für unsere Menschheit.
Einerseits wegen dem, was passiert ist, und andererseits wegen der Reaktionen darauf – Stichwort #einearmlänge.
Dabei sind es nicht die Opfer von solchen Übergriffen, sexuell oder nicht, die ihr Verhalten ändern sollten, sondern schlicht und einfach diese ekelhaften Arschlöcher (wohlgemerkt egal welcher Herkunft, denn ich glaube, dass wir da in Deutschland auch vor unserer eigenen Haustüre kehren können, wie man zB unter anderem vom Oktoberfest weiß), die immer und überall einen Grund dafür finden, andere sexuell zu missbrauchen oder sich anderweitig an ihren Opfern zu vergehen.
Es ärgert mich, von einer Frau gesagt zu bekommen, wie ich mich als Frau – und in diesem Fall als Opfer – verhalten soll, wenn ich auf Fremde treffe.
Selbst wenn ich nachts in einer dunklen Gasse nackt rumlaufen will, ist das keine Einladung und kein Freifahrtschein für absolut niemanden, mich zu vergewaltigen – ohne Wenn und Aber!
Ein „Nein“ ist und bleibt ein Nein und muss als solches akzeptiert werden.
Diese ganze Thematik sollte uns Frauen nicht dazu bringen, unser Verhalten zu ändern, sondern das der Täter. Das derjenigen, die Frauen für ein wertloses Sexobjekt halten, an dem man sich bedienen kann, wo und wann man eben grad Lust darauf hat.
Die Übergriffe machen deutlich, was auf dieser Welt fehlt: Respekt. Respekt anderen gegenüber.
Und Respekt sich selbst gegenüber – denn wenn ich lese, wie viele das alles verharmlosen, wie viele (vor allem auch Frauen!) die Opfer als Schuldige darstellen, dann macht es mich wütend und gleichzeitig wahnsinnig traurig, zu sehen, dass das selbst nach diesen Vorfällen noch viel zu laut zu hören ist.
Ich hoffe sehr, dass jemand das Sagen und die Macht dazu bekommt, etwas zu ändern. Die Täter angemessen zu bestrafen (wobei ich meistens das Gefühl habe, dass man hier in Deutschland nur dann wirklich was zu befürchten hat, wenn man illegal etwas runterlädt…) und nachhaltig etwas an diesem Grundproblem zu ändern.
Aber auch wir selbst sollten zu einer Stimme werden. Angefangen bei unseren Kindern, denen wir Respekt beibringen müssen. Wie man andere behandelt und ein „Nein“ akzeptiert. Freundlichkeit und Toleranz. Und dass wir alle gleich sind.
Meine Mama hat immer gesagt: „Keiner ist besser als du, aber es ist auch keiner schlechter als du.“ – das sollte sich jeder zu Herzen nehmen.
P.S.: Selbstverständlich bezieht sich das alles auch auf Männer – denn es gibt ebenfalls eine hohe Anzahl an männlichen Opfern von sexueller Gewalt und das ist ebenso keineswegs akzeptabel.