• Private XXIV | Different •

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Ich will anders sein. Versteht mich nicht falsch, das hier wird kein „Ich bin so viel besser als die Anderen“ oder „Ich bin ja so besonders“-Post – aber es wird ein Ehrlicher, in dem ich euch erzähle, dass mir das aktuelle Bild der Plus-Size-Blogger und/oder -Influencer nicht mehr gefällt. Tatsächlich bin ich sogar ganz schön genervt von der ganzen Art des Auftretens, für das sich das Business entschieden hat. Und ich bin genervt von der Tatsache, dass ich irgendwie ein Teil davon bin.

Ich bin definitiv nicht prüde oder spießig, aber ich finde, dass das ganze „Sex sells“-Ding mittlerweile zu viel geworden ist und auch nicht wirklich hilfreich für das ist, wie „Plus-Size“ eigentlich von der Welt gesehen werden will. Wir fordern immer wieder Akzeptanz und Toleranz und gleichzeitig gibt es so viele meiner Kolleginnen, die deutlich sexuelle, manchmal auch ganz schön billig aussehende Bilder oder Videos von sich in den sozialen Medien posten, bei denen sie ganz offensichtlich Aufmerksamkeit und mehr Follower haben wollen – und dabei machen sie das nicht oder nur teilweise für die eigentliche Body-Positivity-Bewegung.

Ja, ich selbst hab‘ auch schon einige Fotos von mir in Unterwäsche, sogar nackt, gepostet und ich glaube auch wirklich daran, dass es ein Teil von Body Positivity und dem Empowerment, dem Bestärken sich selbst auf eine sexy Art und weise zu lieben und zu zeigen sein sollte und auch ist. Aber ich hab‘ das Gefühl, dass es doch irgendwie außer Kontrolle gerät und an Stelle eines eigentlichen Statements eher eine Provokation und Selbstdarstellung geworden ist.

Ich glaube daran, dass Sexualität und auch Bilder, die zeigen, dass dicke Menschen sexy sind und Sex haben, wichtig sind. Diese Fotos müssten genauso gesehen werden wie die der Sexualität dünner Menschen, um etwas zu verändern. Die Medien brauchen Frauen „wie uns“, die sich genauso zeigen wie dünne Frauen in Werbungen und auf internationalen Laufstegen. Die Welt muss Frauen aller Art sehen, ohne den „Zauber“ von Photoshop, stattdessen aber mit der Macht von Selbstliebe und Selbstvertrauen, die andere Frauen bestärkt zu verstehen, dass sie genau so wie sie sind wundervoll sind. Man muss nicht wie ein Model aussehen, es gibt keinen Grund dazu, zu versuchen, wie ein unrealistisches Ideal auszusehen, keinen Grund, sich selbst zu verändern und sich etwas aufzuzwingen, das man nicht ist. Das gilt auch für behinderte Körper, Trans-Körper und jeden anderen Körper, der nicht dem idealen Körpertypen unserer Gesellschaft entspricht – dem dünnen und gephotoshoppten.

Aber ich glaube auch, dass Plus-Size-Frauen so viel mehr als nur sexy sein können und auch sind. Ich glaube, dass wir uns nicht die ganze Zeit in Unterwäsche oder nackt zeigen müssen, oder dass wir provokant-sexuelle Bilder hochladen müssen, wenn vor allem auf Social Media das eigentliche Feedback zum Großteil von ganz ekligen Paradebeispielen von Männern kommt, denen unsere [Body Positivity] Message einen Scheiß interessiert, aber die uns immer wieder sagen, wie geil wir sind und uns dann Penisbilder schicken oder uns anderweitig belästigen, während es wohl nur eine Handvoll Frauen gibt, die wirklich finden, dass das toll, aber immer noch zu mutig ist, also sagen sie, dass sie das niemals machen würden, weil sie Angst davor haben.

Ihr wisst ja, wie wichtig mir Body Positivity ist. Und dieser Post soll meine bloggenden und instagrammenden Kolleginnen nicht an den Pranger stellen. Trotzdem will ich anders sein. Ich will kein Teil dieser „Sex sells“-Bewegung sein. Weil ich das Gefühl habe, dass ich zu dieser Bewegung nicht mehr gehöre. Ich will Body Positivity nicht promoten, indem ich die ganze Zeit nackt bin. Indem ich vor der Kamera mit meinen Brüsten wackele. Indem ich meinen nackten Hintern in Nahaufnahme auf einem Foto zeige. Indem ich belanglose Zitate unter anzüglichen Fotos von mir tippe, die ich sonst nur meinem imaginären Freund schicken würde.

Ich will weiter Texte schreiben, euch mit Worten und einer tatsächlichen Botschaft inspirieren und motivieren.

Natürlich werde ich ab und zu mal Unterwäschebilder posten. Einfach, weil sie dazugehören und weil ich fest daran glaube, dass wir als Plus-Size-Frauen nichts zu verstecken haben. Ich weiß, dass „Sex sells“ immer ein Ding bleiben wird und das ist in Ordnung – so war es gefühlt ja schon immer und das ist okay. Ich fühle mich nur einfach nicht mehr als ein Teil davon. Ich bin tatsächlich davon genervt, dass ich ein Teil dieser oberflächlichen und hohlen Subkultur war. Ein Fashionblogger zu sein ist in der Tat ein recht hohler Job, wenn man ihn nicht besonders genug macht, indem man eine Botschaft hat. Und natürlich ist es auch okay, einer zu sein, wenn man keine Botschaft hat – man muss nicht immer etwas zu sagen haben und es geht auch nicht immer darum, ein Vorbild zu sein. Ich hab‘ mich selbst nie als eins gesehen, obwohl ich natürlich von der Verantwortung weiß, die ich habe, wenn ich Fotos von mir poste – egal, wie sie aussehen. Ich weiß, dass ich andere Frauen stärker machen will (und alle Geschlechter/Identitäten), ich weiß, dass ich Menschen motivieren und inspirieren will. Zeigen, dass dick sein kein Problem oder das Ende der Welt ist. Du bist, was du draus machst. Du selbst entscheidest, welchen Weg du gehst. Und ich habe meinen gewählt.

• Celebrating Diversity with Phylyda •

• Celebrating Diversity with Phylyda •

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Photos: Julia Marie Werner
» Hamburg | Michelberger PR
Swimwear: Phylyda
Hair & Make-up: Michael Mayer
Assistant: Farina Witt
Models: Adelaida, Corina,
Eva, Beatrace,
Melanie, Ilgen-Nur

Anfang April war ich bei einem ganz besonderen Shooting mit Phylyda. Ich habe sechs inspirierende Frauen getroffen und wir waren Teil eines ganz wundervollen Diversity-Projekts, alle in Phylyda.

Ich weiß gar nicht, was ich euch erzählen soll, da ich ja bereits viel über Vielfalt, dem gegenseitigen Starkmachen und dem Gefühl von Selbstliebe und der Liebe und Akzeptanz, die wir alle für die Menschen um uns herum empfinden sollte, geschrieben habe. Deshalb will ich euch hier mit den wunderschönen Fotos allein lassen, die euch hoffentlich zeigen, wie wunderbar es ist, sich endlich selbst zu lieben, Vielfalt zu lieben und auch andere zu lieben.

Ich hoffe, dass euch dieses Projekt so gut gefällt wie mir und ich möchte euch einladen, ein paar Artikel zu dem Shooting und ein paar meiner alten Private-Posts, die zum Thema passen, zu lesen:

Interview mit Lydia Maurer (der Gründerin von Phylyda) auf i-D
Interview mit Lydia Maurer auf Edition F
Mein Private-Post über Vielfalt
Mein Private-Post über den “Fatkini” (mit Link zu einem Interview bei Edition F, das mir sehr am Herzen liegt)

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