• Time to grow up | V – About bad relationships and new challenges… •

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Über schlechte Beziehungen und neue Herausforderungen…

Nun denn, ich habe es bereits kurz in meinem Dezemberrückblick erwähnt – und es ist auf jeden Fall eine Geschichte, die mehr Erklärung braucht. Es ist keine schöne Geschichte und rückt mich und meinen Charakter definitiv ins schlechte Licht, aber ich hatte keine andere Wahl, außer aufgeben, und obwohl ich hier der schlechte Mensch, das richtige Arschloch, in dieser Geschichte sein musste, und es nicht nett war, war es das Richtige.

Alles begann im September, als ich diesen Typen kennengelernt habe und alles perfekt war. Ich hatte das Gefühl, meinen verlorenen Seelenverwandten gefunden zu haben und es war, als hätten wir uns schon ewig gekannt und sollten einfach zusammen sein. Von Tag Eins an habe ich sehr viel Zeit mit ihm verbracht und es hat mich glücklich gemacht. Ich war wirklich glücklich und ja, es hat sich wie Liebe angefühlt. Fast einen Monat lang war alles perfekt und wunderbar, bis irgendwas seltsames passiert ist. Dieser Typ hat seine Haltung, seinen Charakter, sein ganzes Verhalten verändert – komplett. Von einem auf den nächsten Tag. Zu der Zeit habe ich fast schon irgendwie bei ihm gewohnt, hatte sogar meinen Kater mitgenommen, weil wir so viel Zeit miteinander verbracht haben und ich ihn ja nicht allein lassen konnte – sonst hat er dauernd auf meine Sachen gepinkelt und meine Freundin, bei der ich ja eigentlich seit Juli gewohnt habe, hatte auch keine Lust auf ihn aufzupassen (logischerweise, und ich hätte das auch nicht von ihr verlangt!).

Als ich diese Veränderung bemerkt habe, wollte ich zurück zu meiner Freundin, zurück zu meinem eigentlichen Zuhause hier in Hamburg, wo auch die meisten meiner Sachen noch waren, aber meine Freundin hatte beschlossen, dass sie mich da nicht mehr haben will, weil sie eigentlich allein wohnen wollte – was natürlich ihr gutes Recht ist. Sie wollte mich auch eigentlich nie wirklich dahaben, sie wollte von Anfang an allein wohnen und dann hat sie ihre Chance gewittert, mich früher als erwartet loszuwerden. Sie wusste aber, dass ich unglücklich war, denn ich hatte ihr die ganze Geschichte erzählt. Es war nicht einfach so eine winzige nervige, aber süße Macke, die dieser Typ hatte, es war ein ernsthaftes Problem – von liebenswert und charmant hat er sich in einen egozentrischen, ignoranten und nicht kommunikationsfähigen Psycho verändert, der gesagt hat, dass er mich liebt, aber sich zur gleichen Zeit komplett gegensätzlich verhalten hat. Ich habe noch nie jemanden getroffen, der derart beziehungsunfähig ist wie er – ich war ihm egal, genauso wie das, was ich ihm zu sagen hatte, er akzeptierte meine Kritik nicht, sprach mir sogar mein Recht ab, welche zu äußern, er hat mich nicht unterstützt, wenn ich um Hilfe gebeten habe.

Das war definitiv nicht die Art von Beziehung die auch nur IRGENDWER jemals wollen würde. Ich war schockiert, dass jemand sich so krass vom perfekten Mann in das verändern konnte, und dass es ihm so egal war. Es war ihm sogar egal, dass ich unglücklich war. Und glaubt mir, ich habe das nichr versteckt!

Also wollte ich da weg – aber stattdessen hat meine „Freundin“ beschlossen, unsere gemeinsame Zeit frühzeitig zu beenden, und hat mich damit in die sehr unangenehme Lage gebracht, entscheiden zu müssen: entweder Hamburg verlassen und damit alles aufgeben und nach einiger Zeit nochmal von vorne anfangen, was sich so falsch angefühlt hat, weil ich mich ja schon auf dem richtigen Weg befand, mit einem kleinen Job und doch immer noch der Suche nach einer Bleibe ab nach Dezember, oder ich nehme das Angebot dieses Typen an, bei ihm zu wohnen, während ich nach meinem eigenen Zuhause suche, und mich derweil wie ein Arschloch fühlen, weil er nach wie vor behauptete, mich zu lieben (und immer noch genau gegensätzlich handelte!) und ich ihn mochte, aber definitiv nicht als meinen Freund. Versteht mich nicht falsch – ich verstehe total, wenn jetzt euer erster Gedanke ist, dass ich widerlich bin und ein schlechter Mensch, weil ich jemanden ausnutze. Zur Hölle, ich hab‘ das ja selbst die ganze Zeit so empfunden! Aber ich musste es einfach tun. Ich hatte mein Ziel ja fast erreicht! Ich hatte einen kleinen Job, einen zweiten bereits in Aussicht – alles, was ich jetzt brauchte, waren ein oder zwei Monate, um mein eigenes kleines Zuhause zu finden. Also entschloss ich mich zu diesem Schritt. So egoistisch und ekelhaft das auch war.

Wenn es eine Sache gibt, die ich aus dieser Situation gelernt habe, dann ist es Geduld. Weil ich ihn nicht schlecht behandelt habe. Ich mochte ihn ja. Also war ich weiterhin eine gute Freundin. Ich tat, was ich tun konnte, habe in unserem gemeinsamen Haushalt mitgeholfen, war für ihn da, habe mir seine Probleme angehört und immer noch gehofft, dass diese vielleicht der Grund für unsere schlechte Beziehung waren, aber nein. Stattdessen wurde es immer schlimmer. Es wurde so übel, dass ich mich sogar dazu entschied, überall, wo ich konnte, um Hilfe zu bitten, war bei diversen Ämtern, um nach Möglichkeiten für mich zu suchen, habe gleichzeitig immer noch nach Wohnungen oder WGs gesucht, aber hatte einfach kein Glück. So bin ich wieder mitten in den Depressionen gelandet, weil ich mich so hilflos gefühlt habe. Ich habe mich wie ein richtiges Arschloch gefühlt, obwohl ich wirklich nicht so behandelt wurde, wie ich es verdient hätte, aber ich habe mich mies gefühlt, weil dieser Typ so nett war, mir ein Zuhause zu geben, als ich es gebraucht habe, und ich das akzeptiert hatte. Aber wir haben nicht mal wirklich zusammengelebt, jeder hat für sich allein gelebt, es war ein Nebeneinander, kein Miteinander. Wir hatten nicht mal ein richtiges Date in unserer Zeit zusammen.

Das war keine Beziehung, mehr so zwei Leute, die sich halt eine Wohnung teilen. Ich war traurig, weil der Anfang unserer Geschichte so wundervoll, fast schon magisch, gewesen war. Ich erinnere mich noch daran, wie ich meine Eltern angerufen habe und ihnen erzählt habe, dass etwas so unglaublich Verrücktes passiert ist und dass ich es gar nicht erklären kann, aber dass ich einfach aufrichtig glücklich bin. Und zwei Monate später war alles, was von diesem wunderbaren Gefühl übrig war, dass ich pausenlos geheult habe und diesen toxischen Ort verlassen wollte, der mich wieder krank gemacht hat, sogar körperlich. Ich konnte nicht mehr richtig essen, meine Verdauung hat nicht mehr mitgemacht und alles, was ich tat, war schlafen und heulen und meinen Freunden erzählen, dass ich nicht mehr kann. Ende November hatte ich immer noch keine Bleibe gefunden und habe mich dann dazu entschieden, meinen Kater zu meinen Eltern zu bringen und dort zu lassen und dann einfach bei meinen Freunden auf der Couch zu crashen, während ich weiter nach einem neuen Zuhause suche. Ich wollte nicht meinen Traum aufgeben, in Hamburg zu leben, und ein paar Freunde hatten mir schon zugesagt, dass ich bei ihnen unterkommen kann, aber leider ohne den Kater. Aber dann, glücklicherweise, als ich gerade fertig ausgetüftelt hatte, wie ich das am schlauesten anstelle, fand ich es, ein kleines Zimmer in einer WG, und sie wollten mich haben. Sogar mit dem Kater.

Da der Typ mir bereits vorab gesagt hatte, dass ich mich, wenn der Tag kommt, darum kümmern soll, dass mir Freunde mit dem Umzug helfen, hab‘ ich das Ganze fast allein durchgezogen, nur drei Freunde haben mitgeholfen, obwohl sie kaum Zeit hatten, aber sie haben ihre wenige Zeit geopfert, um mit anzupacken und ich bin unendlich dankbar dafür. So dankbar wie ich diesem Typen bin, dass er mir ein Zuhause angeboten hat, als ich es am meisten gebraucht habe. Ich bin dankbar für die ersten paar Wochen mit ihm und ich bin dankbar für die Lektion, die er mir nach dieser seltsamen und unangenehm überraschenden Veränderung gelehrt hat: Geduld. Und dass man, egal wie sehr mag das gar nicht will, manchmal in den sauren Apfel beißen und egoistisch sein und an sich selbst und das, was für einen selbst gut ist, denken muss. Ich habe diesem Typen auf keinen Fall wehgetan. So, wie er mich behandelt hat, war alles, was er wollte, jemand, der einfach da ist und ihm gut zuspricht, wenn es ihm nicht gut geht, jemand, der ihm eine Katze gibt (er wollte unbedingt eine haben, aber hatte auch gar keine Lust drauf, was anderes zu machen als nur zu streicheln, nicht mal füttern), und jemanden, der seinen Haushalt schmeißt (und für den ich sogar angemotzt wurde, weil ich es nicht so tat wie er das von mir erwartet hat). Ich schätze, wir beide haben das bekommen, was wir in unserer Zeit zusammen gebraucht haben. Wir waren beide egoistisch. Und rückblickend muss ich das einfach akzeptieren und jetzt weitermachen. Und wissen, dass ich es beim nächsten Mal besser mache. Mit dem Freund nach viel zu kurzer Zeit zusammenziehen ist vermutlich das Schlimmste, was man tun kann. Unter anderen Umständen hätte ich das auch keinesfalls gemacht. Ich schätze, das ist auch etwas, was ihn so verändert hat – er war sich meiner absolut sicher, weil ich nirgendwo sonst hin konnte. Er war sich sicher, dass er sich um diese Beziehung nicht bemühen muss, und dass er in der Position ist, mich so zu seinem Hausmädchen zu machen. Er wusste, dass er am längeren Hebel sitzt, und obwohl ich ein Arschloch war, war er das größere, weil er dieses Wissen missbraucht hat.

Wie dem auch sei, um zum zweiten Teil des heutigen #TimeToGrowUp-Posts zu kommen: neue Herausforderungen. Natürlich ist da jetzt meine eigene Bleibe. Ich habe meinen allerersten Mietvertrag unterschrieben. Das ist ein Riesending für mich. Und ich will hier auch bleiben, also ist die noch größere Herausforderung, dass ich in der Lage sein muss, das alles bezahlen zu können. ;) Ich freue mich schon darauf, bald meinen zweiten Job anzufangen, der echt cool ist und für den ich vorab jetzt schon einiges durchgemacht habe. Ich hab‘ auch mein Bewerbungsgepräch überlebt (nachdem ich erst noch eins am Telefon überlebt habe – und wer mich kennt, weiß, wie sehr ich Telefonate hasse, vor allem, wenn es um Business geht!) und ich war furchtbar aufgeregt, aber man hat mir den Job angeboten und jetzt hoffe ich, dass ich bis Ende des Monats loslegen darf. Drückt mir weiter die Daumen, ja? :) Sobald ich den Job habe, erzähle ich euch auch mehr, versprochen! Ich freu‘ mich schon riesig darauf, dort anzufangen, weil ich mir absolut sicher bin, dass es Spaß machen wird, auch wenn es sicherlich nicht einfach wird, aber ich hab‘ Lust drauf und die Kollegen, die ich bisher so kennengelernt habe, sind alle toll!

##TimeToGrowUp##TTGU#Arschloch#asshole#Bad Relationship#Challenge#Column#Kolumne#neue Herausforderung#Schlechte Beziehungen#Time to grow up
3 comments
  • Ich muss sagen, dass ich die Story mit dem Typen gar nicht so krass finde. Also nicht, dass du unglücklich warst, sondern dass du ihn ein wenig ausgenutzt hast. Jeder braucht ein gesundes Ego und ich hätte es nicht anders gemacht.
    Viel schlimmer finde ich die Freundin, die dich auffahren lässt. Auch wenn ich gerne alleine wohne, ich lass doch keine Freundin sitzen. Dann beiß ich ne Zeit lang die Zähne zusammen – sowas machen richtige Freunde.

    • So :)
      Also erstmal Daumen gedrückt für den Job!
      Alles wird immer irgendwie werden, wenn man dafür kömpft. Man kann falsche Entscheidungen treffen, sich im Weg verirren, aber wenn man aufhört zu kämpfen, isset fürn Arsch. Ich denke jeder hat schon Sachen gemacht, die „egoistisch“ sind, die zum eigenen Vorteil sind, die man so entschieden hat, die einen in eine moralische Zwickmühle bringen, die einen seelisch aus dem Gleichgewicht bringen. Keiner kann sich davon freisprechen! Aber was wirklich verwerflich wäre, wäre ja, wenns einem egal wäre. wenn man so über die Menschen drüber steigen würde, die man vorher platt getreten hat. Wenn das ganze Leben sich so aufbaut.
      Du hast eine Entscheidung getroffen, die nach Abwägen die für dich richtige war. Du warst bereit zu kämpfen und nicht alles aufzugeben. Mach einen Haken hinter. Letztendlich aht er auch ja nicht viel dazu beigetragen :)

      Wie immer haut der Spruch hin: Am Ende wird alles gut und wenn es nicht gut ist, dann ists noch nicht das Ende.

      Es dauert manchmal, eventuell ein kleiner Umweg, aber dann :)

      Es hat sich zum Guten gewendet! Somit: neues Jahr, neues Glück!

      • Liebe Lu,
        Was für ein Dezember, was für ein Jahr 2018!
        Kein Wunder, dass es hier ruhiger war. Ich freue mich auf 2019 mit Dir und wünsche Dir, dass das kommende Jahr entspannter für Dich wird.
        Schlechte Erfahrungen können zumindest dafür gut sein, dass man draus lernt. Und das tust Du ja.
        So wie Du es schreibst, denke ich, dass es vielleicht sogar ganz gut war, dass der Typ sich so radikal verändert hat und Du das auch bemerkt hast. Da Du sehr schnell viel Zeit mit ihm verbracht hast, wäre das Risiko groß gewesen, sich wieder in eine abhängige Beziehung begeben und Deine gewonnene Selbständigkeit aufzugeben. Gerade, wenn man sich wie seelenverwandt fühlt, stellt man oft zu hohe Erwartungen an den Partner, die im Grunde nur enttäuscht werden können.
        Und ja, manchmal macht man Dinge, die nicht schön sind. Da ist für mich die größte Herausforderung, diese Dinge mir selbst zu verzeihen.
        So wachsen wir alle an unseren Herausforderung.
        LG Kirsten

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