• Private XX | Twelve again •

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Photos: Sung-Hee Seewald

Es sind jetzt schon ein bisschen mehr als sechs Monate vergangen, seit ich wieder daheim bei meinen Eltern wohne. Ich bin wieder in mein altes Zimmer im Keller gezogen und musste die schwerste Zeit nach der Trennung ohne all meine Sachen durchmachen. In wenigen Tagen kriege ich endlich all meine Kleidung und persönlichen Sachen zurück – das wird eine Erleichterung sein und auch ein dringend benötigter Schlussstrich für die letzten 8 Jahre.

Gleichzeitig musste ich während der Situation mit 27 wieder zurück bei meinen Eltern zu sein aber auch durch 3 Phasen gehen, die ich mit euch in diesem persönlichen Post teilen will:

1 • Hallo Teenagerleben!

Nunja, ich schätze, der Punkt erklärt sich von selbst, wenn ich euch erzähle, dass ich mich wieder wie 12 fühle. Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist „Räumdeinzimmerauf!“.

Der schlimmste Teil an all dem: Tschüss Privatsphäre! Tschüss Erwachsenenleben! All das nach 3 Jahren in Hamburg in der eigenen Wohnung, in der ich mein eigenes Leben hatte, aufzugeben, ist hart. Ich will nicht lügen. Es ist richtig übel. Total.

Das Ding ist: meine Eltern waren schon immer irgendwie überfürsorglich und ein sehr großer Teil meines Lebens. Plus: ich war immer ein sehr folgsamer Teenager und hab‘ sie nie angelogen. Ich hab‘ nie dummen Mist gebaut, der mich tatsächlich in Worst-Case-Situationen gebracht hat. Meine Teenagerzeit war extrem langweilig und jetzt stecke ich wieder voll drin. Yay! Nicht.

Ich schätze mal, es wird Zeit, dass ich „ein bisschen rebellischer sein“ auf meine „Single Bucket List“ (etwas, das ich tatsächlich machen will und worüber ich definitiv auch bei Gelegenheit bloggen werde!) packe…

Trotzdem bin ich natürlich froh, dass ich wunderbare und liebende Eltern habe, denen ich und alles, was ich mache, tatsächlich wichtig ist, aber mit 27 ist es schon ziemlich schwer, nicht verrückt zu werden, denn ich habe das Gefühl, dass ich nichts tun kann, ohne mich beobachtet zu fühlen.

Auch nicht hilfreich: Mama, die mir sagt, dass ich mein Zimmer putzen soll, Papa, der weiß, wie lang ich letzte Nacht wach war, und all das andere typische Eltern-Gemecker, wenn man etwas tun will, das ihnen nicht gefällt (so wie spät nochmal was zu kochen). Fehlt nur noch: „Mach deine Hausaufgaben!“, „Komm nicht zu spät heim!“, „Keine Jungs!“,… Konstantes Augenrollen und Streiten ist da das unvermeidbare Ergebnis, aber das ist wohl offensichtlich ein Teil davon, wenn man das Kind ist, das sie wieder willkommen heißen mussten, stimmt’s? ;) Und ja: ich liebe meine Eltern. Wirklich.

2 • Tschüss Hamburg, hallo kleines Dorf!

Definitiv der schlimmste Teil, wenn es darum geht, wieder in meinem Heimatdorf zu sein – ich vermisse Hamburg sehr. Ich kann euch gar nicht sagen, wie sehr ich die Stadt vermisse, die Freunde, die ich gefunden habe, all diese Lieferservices (hier in diesem winzigen Dorf gibt es nicht einen einzigen!), alles! Und in ein paar Tagen muss ich mich erst mal endgültig verabschieden. Denn ich weiß nicht, wann ich wieder zurückkomme, obwohl das mein Plan ist und alles ist, was ich gerade will.

Was ihr nicht wisst: ich bin momentan nicht in der Lage, eine Miete allein zu bezahlen, vor allem, weil wegen dieser Trennung das ganze Blogding so wie es die letzten 8 Jahre war, einfach gestorben ist. Kein fixer Fotograf mehr, keine coolen Locations wo das Auge hinreicht, ich war monatelang in einer ganz schrecklichen Stimmung, keine Klamotten und ein richtiger Kleiderschrank, kein Make-up, gar nichts – die Konsequenz war, dass ich aufhören musste, regelmäßig zu posten und damit gab es dann auch keine Möglichkeit, neue Kunden für Blogkooperationen zu finden. Aber ich kämpfe mir gerade meinen Weg ins (Blog-)Leben zurück und es ist ein wunderbarer Kampf und ich bin stolz auf mich und dass ich nie aufgegeben habe.

3 • Resignation, mein alter Freund!

Ja, also, das ist etwas arg dramatisch (aber es geht nichts über eine dramatische Überschrift!). Aber ja, ich musste resignieren – oder eher: die Situation so jetzt erst mal akzeptieren. So ist es der beste Weg, um ganz neu zu starten. Und ich bin dankbar, hier mit meinen lieben Eltern (und meinem Kater!) zu sein, ein Zimmer, Mamas leckeres Essen, meinen Allzeit-Helden Papa, all die Orte, die ich seit 24 Jahren kenne, weil ich hier aufgewachsen bin und viel gelernt habe, bei mir zu haben – eigentlich ist es doch ganz okay, hier zu sein. Und obwohl die Umstände besser sein könnten, bin ich zufrieden so (ich beschwere mich aber trotzdem ordentlich). :)

Ich weiß, dass das nicht für immer ist und ich weiß, dass ich in der Lage bin, alles in etwas Besseres zu verändern. Ich hab‘ einen Plan und ich werde ihn verwirklichen. Ganz allein.

Und ich bin sogar dankbar für die Möglichkeit, endlich erwachsen zu werden und Dinge zu lernen und zu tun, die ich vorher nie gemacht habe. Mein neues Leben ist ganz schön interessant und aufregend und ich kann es nicht erwarten zu sehen, wie ich mich so entwickle.

Aber wenn es etwas gibt, das ich nach all der Zeit schon gelernt habe, dann, dass die Worte „don’t grow up – it’s a trap“ („Werd nicht erwachsen – es ist eine Falle“) sehr weise sind. Zum Glück bin ich ja gerade wieder 12. ;)

9 comments
  • Being back at home is weird, because mentally, you do revert to the child version of yourself. It’s probably equally strange for your parents too. But remember to enjoy this period of your life. Before long, you’ll be out in the world again! I wish you well as you move forward in this new phase of life. In the meanwhile, your blog fans will enjoy seeing photo shoots in your new surroundings. Some of us have never been to a quaint German village before!

      • It is, indeed. It’s like a time travel but in the wrong body. :D And yes, it isn’t cool for my parents too, they had also their own life without me.
        Thank you so much for your kind words and support – I’ll do my best to make this new phase of life an incredibly great one and I’m on the best way to do so. ;)

      • Liebe Lu,
        Gerade auch durch diese persönlichen Beiträge bist Du sicher eine Inspiration für viele. Du wirst Deinen Weg gehen, egal wie schwierig die Umstände sind. Einfach kann jeder!
        Ich möchte Dir auch mal danken, dass Du Dir immer so viel Mühe machst und auf nahezu jeden Kommentar antwortest. Das istvwirkluch aussergewöhnlich!
        LG Kirsten.

          • Ich danke dir von Herzen, liebe Kirsten! Ich sage mir auch jeden Tag selbst, dass ich das schaffen werde, auch wenn der Weg sicher noch ganz schön steinig wird, aber das ist es wert und ich kann ja bereits stolz auf mich sein. Da muss ich auch mal wieder ein Update posten, was die ganze Depressions- und Angststörungssache angeht. :) ♥ Alles Liebe!

          • Ich wünsche Dir weiterhin viel Stärke und dass du nach dieser Erholungs-Zeit bei Deinen Eltern mit vollem Elen wieder rebouncen wirst. Zwischendurch wieder ein bisschen als Make-up Artist zu arbeiten ginge nicht? Oder sonst irgendwas im Beauty-Bereich?

              • Vielen lieben Dank!! ♥
                Hier in der Gegend das Make-up-Ding zu machen ist wohl eher erfolglos, aber wäre für Hamburg eventuell wieder eine Option – es sei denn, es läuft mit dem Blog (hoffentlich bald wieder) so, wie ich das gerne hätte. Schließlich steckt da ja nicht nur viel Liebe, sondern auch viel Arbeit drin und es wäre wunderbar, wenn sich das endlich entsprechend rentiert. ;)

              • Ah, du hast dein Blog aufgehübscht! Sieht gut aus!
                Danke, dass du so ehrlich von dir erzählst. Mit 27 Jahren noch mal bei den Eltern einzuziehen, das stelle ich mir schon schwierig vor. Gut, mit meinen Eltern wäre es eh nicht möglich: Ich bin schon mit 17 Jahren ausgezogen (worden) und hatte in meinen 20ern einige Jahre keinen Kontakt zu ihnen. Jetzt verstehen wir uns wieder einigermaßen, wir telefonieren und besuchen uns hin und wieder, und zumindest meine Mutter hat sich weiterentwickelt und sieht vieles heute eher kritisch; wenn sie könnte, würde sie einiges anders machen.
                Tja, dass dir Hamburg fehlt, kann ich gut nachvollziehen: Ich lebe sehr gerne hier. Ich kenne das Landleben nicht, bin eine Großstadtpflanze, und Hamburg ist schon echt schön. Klar, Hamburg ist teuer. Ich habe sehr großes Glück, dass mein Liebster und ich hier so gut leben können, dass wir uns im Moment keine finanziellen Sorgen machen müssen. Und wir haben auch wirklich großes Glück mit unserer Wohnung, so mitten in der Stadt, und alles Wichtige fußläufig erreichbar. Und Bus und Bahn sind ja auch prima.
                Dass du endlich alle deine Sachen wieder bekommst, klingt gut. Und ja, so ein Schlussstrich tut bestimmt weh. Ich hoffe, dass du deinen Lebensplan verfolgen kannst und es dir gut geht dabei! Wenn ich jetzt schreibe „Du bist ja noch so jung“, dann hört sich das total bescheuert an. Denn es ändert ja nichts an der Situation, in der du steckst, und an dem Schmerz, den du vielleicht fühlst. Aber mit mittlerweile Mitte 40 kann ich sagen: Vieles relativiert sich wirklich. Natürlich, ich bin auch noch nicht so weit, wie ich gerne wäre (das hat mir auch deine Antwort auf meinen letzten Kommentar gezeigt). Aber mit zunehmendem Alter bin ich, wenn schon nicht weiser, so aber doch gelassener geworden. Was früher eine Katastrophe gewesen wäre, entlockt mir heute eher ein Schulterzucken. Aber, ich bin ja auch privilegiert: Ich lebe gut und kann das machen, was mir wichtig ist.
                Ich drücke dir die Daumen, dass sich alles zu deiner Zufriedenheit entwickelt. Liebe Grüße von Ella

                  • Dankeschön! Ich wollte kein großes Ding draus machen, daher keine Ankündigung und auch kein Blogpost dazu, aber ich freue mich natürlich über Feedback zum neuen Look! :) Schön, dass er dir gefällt – ich mag das neue Design nämlich auch sehr gerne, obwohl ich mich auch erst ein wenig umgewöhnen muss. ;)

                    Ach, mir tut das Schreiben über die ganze Situation sehr gut, daher teile ich das gerne ehrlich mit euch. Und vielleicht geht es ja jemandem genauso oder ähnlich und meine Erfahrungen können ein bisschen helfen.
                    Ich bin logischerweise dankbar, dass ich bei meinen Eltern aufgenommen wurde, es ist halt mit 27 etwas schwer, gerade dieses „eigene Leben“ erst mal wieder aufzugeben.
                    Hamburg fehlt mir unsäglich, aber so wie jetzt wäre das gar nicht möglich. Ich arbeite aber mit allem, was ich habe, daran, ganz bald wieder zurückzukommen und dann auch in der Lage zu sein, auf eigenen Füßen zu stehen. :)
                    Mein Lebensplan an sich war ja jetzt erst mal ein Trümmerhaufen, aber ich baue ihn gerade neu auf. Ich denke, im Moment bin ich mir selbst am wichtigsten – es ist unablässlich, dass ich erst mal wieder richtig gesund werde, also psychisch, und dann kann ich weiterdenken und weiterbasteln an all den Träumen und Plänen. :)
                    Vielen Dank für deine lieben Worte! ♥

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